Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums fürs Kunstausstellungen der DDR

Die hier präsentiere Zusammenstellung von 40 Künstler:innen aus dem Sammlungskonvolut des Zentrum für Kunstausstellungen skizziert Kontinuitäten und Brüche sowie Einflüsse und Beziehungen, die deutlich machen, dass Künstler:innen in der DDR nicht nur systemtreu oder konform arbeiteten, sondern entgegen der Widerstände auch ihren Platz im Dazwischen gefunden haben. Die Ausstellung zeigt, dass die Kunst in Haltungen und Genres sowohl innerhalb des Landes als auch über die Grenzen hinaus vernetzt und verbunden war.

Über die Ausstellung

Mit der Online-Ausstellung „Publik machen“ gibt das ifa einen ersten Einblick in ein Konvolut, das rund 10.000 Werke von 630 Künstler:innen umfasst. Die Sammlung des Zentrums für Kunstausstellungen (ZfK), beinhaltet Arbeiten auf Papier wie Aquarelle, Tusche- oder Handzeichnungen, Druckgrafiken in Form von Lithografien oder Radierungen, Kleinplastiken, Mappen und Künstlerbücher. 1973 als eigenständige Organisation durch das Ministerium für Kultur der DDR gegründet, organisierte das ZfK mit rund 80 Mitarbeiter:innen in Abteilungen zur Bildenden Kunst, dem Kunsthandwerk, der Plakatkunst und dem Bühnenbild Ausstellungen im In- und Ausland. Für die Entwicklung und Umsetzung seiner Projekte, die nicht nur in sozialistischen „Bruderländern“, sondern auch im sogenannten „westlichen Ausland“ gezeigt wurden, arbeitete es eng mit dem Verband Bildender Künstler (VBK) der DDR zusammen. Durch den Mauerfall fand die Arbeit des ZfKs ein abruptes Ende. Mit dem Einigungsvertrag vom 3. Oktober 1990 wurde die auswärtige Kulturpolitik der DDR dem Auswärtigen Amt der BRD unterstellt und das ZfK zum 31. Dezember 1990 vom Ministerium für Kultur der DDR aufgelöst. Das ifa übernahm den grafischen Bestand, die weiteren Teile der Sammlung wurden von Seiten des ZfK an ostdeutsche Museen vermittelt.

Die hier gezeigte Auswahl spannt einen Bogen von frühen expressionistischen Aquarellen von Edmund Kesting, entstanden Ende der 1910er Jahre, bis hin zu konstruktiv konkreten Siebdrucken von Horst Bartnig aus den 1980er Jahren. Dazwischen: 38 weitere Positionen, unter ihnen 11 Künstler:innen, die sowohl eine signifikante Rolle am Rand der damals etablierten Szene spielten oder aber großen Erfolg als Teil des offiziellen Kunstbetriebs hatten. Auch Vertreter:innen der nonkonformen Kunstszene der DDR sind dabei, die sich an der Doktrin des sozialistischen Realismus besonders stark gerieben haben. Die Zusammenstellung skizziert Kontinuitäten und Brüche sowie Einflüsse und Beziehungen, die deutlich machen, dass Künstler:innen in der DDR nicht nur systemtreu oder konform arbeiteten, sondern entgegen der Widerstände auch ihren Platz im Dazwischen gefunden haben. Die Ausstellung zeigt, dass die Kunst in Haltungen und Genres sowohl innerhalb des Landes als auch über die Grenzen hinaus vernetzt und verbunden war.

Die jeweiligen Werk- und Lebensläufe lassen sich durch die Texte der Kunsthistoriker:innen und Journalist:innen Anke Paula Böttcher, Sylvie Kürsten, Elke Neumann, Tobias Rosen, Ingeborg Ruthe und Matthias Zwarg nachvollziehen, die Werdegang, Einflüsse und Widersprüche sowie die Zäsur 1989 in den Blick nehmen. So stellt die Präsentation künstlerische Lebens- und Traditionslinien in den Vordergrund und verbindet Werke aus der Zeit von 1919 bis 1988. Beginnend mit Wegbereiter:innen der Moderne, die teils verfemt und verfolgt wurden, bewegt sich die Ausstellung durch die Jahrzehnte und präsentiert Werke, deren künstlerische Laufbahn ebenfalls von den ideologischen und politischen Einschnitten des 20. Jahrhunderts bestimmt war.

Das Gros der hier ausgewählten Positionen – deren Arbeiten in Ausstellungen des ZfK im In- und Ausland zu sehen waren – war Teil einer Kunstszene, die sowohl minimalistische, abstrakte, kritisch-realistische, neo-expressive, experimentelle sowie subversive Haltungen und Methoden entwickelte und anwandte. Aber auch realistische, figurative, eher volksnahe Sujets‘ finden sich in der Zusammenstellung wieder. Damit führt die Auswahl vor Augen, dass Kunst in der DDR auf gemeinsamen Traditionen fußt, vielschichtig in die Gesellschaft hineinwirkte und mit systemübergreifenden Stilen verbunden sowie international vernetzt war.

Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des ifa-Institut für Auslandsbeziehungen und der Wüstenrot Stiftung und wurde von Susanne Weiß kuratiert. Sie basiert auf dem Status quo der Digitalisierung bis 2020, der circa ein Viertel des Konvoluts in der Datenbank abbildet.

Die jeweiligen Werk- und Lebensläufe, zu finden durch einen Klick auf die/den jeweilige/n Künstler/in, lassen sich durch die Texte der Kunsthistoriker:innen und Journalist:innen Anke Paula Böttcher, Sylvie Kürsten, Elke Neumann, Tobias Rosen, Ingeborg Ruthe und Matthias Zwarg nachvollziehen

160 Werke

Blick in die Sammlung