Peter Dittrich

  • * 1931
  • † 2009

Lebensdaten

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Zeichnen ist gleich Denken

1975 war ein bahnbrechendes Jahr in der angolanischen Geschichte. Das Land erreichte Unabhängigkeit von Portugal, doch auch der 27-jährige Bürgerkrieg des Landes begann. Nachdem die von der Sowjetunion unterstützte sozialistische Partei Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) die politische Führung übernommen hatte, versuchte die Frente Nacional de Libertação de Angola (FNLA), die von den Vereinigten Staaten Unterstützung bekam, die Metropolgebiete des Landes mit militärischem Einsatz zurückzuerobern. Dieser Stellvertreterkrieg, eine Momentaufnahme des globalen Kalten Krieges, bildet den Kontext von Peter Dittrichs Zeichnung Materialreserven in Angola. Weiße Söldner, bewaffnet mit FNLA-Gaskanistern, zünden eine Stadt an und spotten über die schwarzen MPLA-Soldaten, die versuchen, die Flammen mit einer Schaufel zu löschen. Der Comic verhöhnt die Gier ausländischer Mächte, die entweder gewaltsam Rohstoffe aus Afrika exportieren oder Probleme vor Ort provozieren, wenn diese Versorgungslinien unterbrochen werden. 

Dies ist nur einer der zahllosen Witze, die Peter Dittrich (1931 in Teplitz-Schönau - 2009 in Petershagen) während seiner 40-jährigen Karriere als Karikaturist auf Kosten verschiedener Machthaber machte. Während sich sein Frühwerk aus den 1950er und 1960er Jahren mit dem Imperialismus, dem Wachstum der DDR und der untoten Nazivergangenheit beschäftigte, kritisierte sein Spätwerk eher die bürokratische Lethargie und öde sozialistische Konsumlandschaft. Die vier hier vorgestellten Zeichnungen bilden eine besondere Auswahl und spiegeln die intensive Beschäftigung der DDR mit Afrika und (Neo-)Kolonialismus wider. 

Von 1948 bis 1951 studierte Dittrich Zeichnen und Lithografie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Erich Frass und Otto Dix, bevor er für das Abschlussjahr an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee wechselte. Den kritischen Realismus, mit dem Dix die Weimarer Gesellschaft kritisierte, aktualisierte Dittrich für die Konflikte und die Enttäuschungen der Nachkriegszeit. In den vierzig Jahren (1953-1993) seiner Karierre schuf Dittrich mehr als 10.000 Karikaturen. Er besaß eine unermüdliche Energie beim Zeichnen, das seiner Meinung nach gleichbedeutend mit Denken war. Einfache Skizzen, die er im Alltag schnell zu Papier brachte, arbeitete er vor der Veröffentlichung zu detaillierten und scharfen Kritiken aus. 

Text: Tobias Rosen, Übersetzung: Luise Mörke

Werke von Peter Dittrich

Tourneeausstellung

Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums fürs Kunstausstellungen der DDR

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