Christian Borchert

  • * 1942
  • † 2000

Lebensdaten

  • Künstler:in

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Vorgängige Traumtypologien

Christian Borchert, der bereits im Alter von zwölf Jahren seine ersten Fotografien von Kriegsruinen in Dresden machte, war ein Leben lang von der Fotografie fasziniert. Er studierte zunächst Ingenieurwesen für Filmkopie (1960– 63) und ließ sich anschließend am Deutschen Pädagogischen Zentralinstitut zum Fotografen ausbilden (1967). Während er für die Neue Berliner Illustrierte arbeitete, absolvierte er ein zweites Fotografie Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (1970– 75). Nach seinem Abschluss machte er sich als Fotograf selbstständig und ließ die Pressearbeit größtenteils hinter sich. Er nahm allerdings weiterhin Aufträge an, beispielsweise für die Akademie der Künste (1978) oder den Verlag der Kunst (1986). 

Borchert widmete sich sowohl alltäglichen als auch dokumentarischen Themen, darunter Porträts von Familien in ihren Häusern, Straßenszenen oder dem Wiederaufbau der Semperoper in Dresden und zeichnete dadurch ein vielschichtiges Bild des Lebens in der DDR. August Sander, insbesondere dessen Serie Menschen des 20. Jahrhunderts, inspirierte Borchert sehr. Er distanzierte sich jedoch von der intellektuell-konzeptionellen Lesart, mit der sein Vorbild häufig betrachtet wird. Was Borchert interessierte, war einfach „wie die Leute aussehen, welche Mode sie tragen, wie die Gesichter aussehen, welche Haarschnitte sie haben.“ Borchert deutete zudem an, dass ihn seine Bilder immer wieder zu einem zweiten Blick verleiten. Sie regen an, über vergangene Stile, Trends und Träume nachzudenken. 

Borcherts Künstler:innenporträts (1975–76), die er mit dem Eintritt in die Selbstständigkeit begann, waren im Gegensatz zu seinen früheren spontanen Alltagsbildern vorgeplant und in einem einheitlichen Format aufgenommen. Borchert machte sich mit dem künstlerischen Werk der Porträtierten vertraut und pflegte lange Briefwechsel mit ihnen. Alle finalen Abzüge, die die Dargestellten im Dreiviertel- oder Ganzporträt zeigen, haben großzügigen Raum um die Figuren herum, hohen Tonwertkontrast und einen dünnen schwarzen Rahmen, der das Ganze umschließt. Aufgenommen in den Wohnungen der Künstler:innen und mit ihren persönlichen Gegenständen versehen, betonen die intimen Porträts die Privatsphäre und Individualität. Gleichzeitig blenden sie die öffentlichen und institutionellen Aspekte des ostdeutschen Künstler:innenlebens aus. 

Text: Tobias Rosen, Übersetzung: Luise Mörke

Tourneeausstellung

Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums fürs Kunstausstellungen der DDR

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