Hans Baluschek

  • * 1870
  • † 1935

Lebensdaten

  • Künstler:in

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Der Außenseiter

Hans Baluschek war sich seiner besonderen Stellung in der Kunst des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts durchaus bewusst. „Der Akademiker konnte mich nicht verknusen, weil ich ihm als Maler zu wild war! Der Impressionist rügte, meine Malerei sei keine ‚Malerei‘. Der Symbolist und Fantast wurde ob meiner Fantasielosigkeit vom Ekel gepackt; wie sich Dadaisten und Expressionisten zu mir stellen, habe ich mich noch nicht bemüht, herauszubekommen – man verachtet mich sicher“, schrieb er 1920 in dem Aufsatz „Im Kampf um meine Kunst“.

Hans Baluschek hatte eine ganz eigene Sicht auf seine Zeit, vor allem auf das wachsende, sich ausdehnende und proletarisierende Berlin beizutragen. Geboren wurde Hans Baluschek am 9. Mai 1870 in Breslau, heute Wrocław. Sein Vater war Eisenbahningenieur, weckte schon früh das Interesse des Sohnes an Maschinen im Allgemeinen und der Eisenbahn im Besonderen. 1876 zog die Familie nach Berlin, lebte in den proletarisch geprägten Neubaugebieten im heutigen Berlin-Kreuzberg. Schon als Jugendlicher kam Hans Baluschek mit den Ideen des Sozialismus in Berührung. Nach dem Abitur studierte er bis 1893 an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Für den belesenen Baluschek, der auch selbst Erzählungen verfasste, wurde der literarische Naturalismus eines Émile Zola zum Erlebnis, das auch seine Kunst prägte. Vom akademischen Stil seiner Lehrer wandte er sich ab, fand seine Sujets in den Berliner Vorstädten, auf den Baustellen, Friedhöfen, Eisenbahnanlagen. „Medizinische, philosophische und volkswirtschaftliche Studien beschäftigten mich neben dem Erleben im Osten, Südosten und Norden Berlins und in seinen Vororten. Arbeiter, Kleinbürger, Spießer, Dirnen, Zuhälter entstanden in meiner Kunst zu dem neuen Leben, das ich wollte. Armut, Beschränktheit, Not, Verkommenheit, Laster materialisierte ich – wenn auch nur zweidimensional. Ich fühle mich als das Instrument des Gottes, der den bedürftigen Menschen, die ich erleben muss, wohlwill. Ich weiß, was Schönheit ist, zeige, wo sie nicht ist, und suche sie.“

1898 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Berliner Secession, war mit Käthe Kollwitz, Otto Nagel und Heinrich Zille einer ihrer sozialkritischen Künstler:innen. Im Ersten Weltkrieg hatte sich Hans Baluschek zunächst noch an Veröffentlichungen beteiligt, die den Krieg unterstützten, meldete sich vermutlich sogar freiwillig zum Militäreinsatz. Das Ende des Krieges und die Novemberrevolution nahm er anfangs distanziert wahr. 1919 illustrierte er das Kinderbuch Peterchens Mondfahrt – was ihn einem größeren Publikum bekannt machte. Und er begann, die Weimarer Republik zu unterstützen. 1920 wurde er Mitglied der SPD, engagierte sich in Sozialverbänden zur Unterstützung der Künstler:innen, veröffentlichte in sozialdemokratischen und kommunistischen Zeitungen. Von 1929 bis 1933 leitete er die Große Berliner Kunstausstellung. Wie nah er dem wirklichen Leben in der Weimarer Republik war, zeigen auch seine Porträts einer „Vorstadtdirne“, einer „Kokainistin“, einer „Säuferin“ und einer „Kupplerin“ aus dem Jahr 1923. Seine bevorzugten Motive blieben die „kleinen Leute“, die vom Glück Vernachlässigten.

Nach der Machtübernahme enthoben die Nationalsozialisten Hans Baluschek aller seiner Ämter, diffamierten ihn als „entarteten Künstler“. Er starb am 28. September 1935 in Berlin. In Westdeutschland später zunächst kaum rezipiert, ist er inzwischen wieder als einer der großen Realisten des frühen 20. Jahrhunderts anerkannt.

Text: Matthias Zwarg

Werke von Hans Baluschek

Tourneeausstellung

Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR

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