Das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR

Karl-Erich Müller (2. von links) im Jahr 1978 bei der Eröffnung der Ausstellung „Karl-Erich Müller. Painting and Drawings“ in der Akademie der Künste in Katmandu, Nepal. Foto: Archiv Schirmbeck

„Die wichtigste institutionelle Einrichtung zur internationalen Verbreitung von Kunst aus der DDR war das Zentrum für Kunstausstellungen (ZfK), das im Jahr 1973 in Ost-Berlin zunächst als Neue Berliner Galerie – Zentrum für Kunstausstellungen gegründet worden war.“

  • Lersch, Gregor H. „Art from East Germany?“ – Die internationale Verflechtung der Kunst in der DDR: Ausstellungen, Rezeption im Ausland, Transfers, Diss. Europa-Universität Viadrina Frankfurt, 2021, S. 172; https://doi.org/10.11584/opus4-906.

Die Arbeit des Zentrums für Kunstausstellungen

Das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR (ZfK) wurde 1973 als staatliche wissenschaftlich-künstlerische Einrichtung gegründet. Es ging aus der ehemaligen „Ausstellungsgruppe“ des Ministeriums für Kultur hervor, die 1959 ins Leben gerufen worden war. Die Organisation arbeitete reziprok – sie konzipierte, organisierte und gestaltete sowohl interdisziplinäre Ausstellungen für das Ausland als auch in der DDR. Die Ausstellungen in den ZfK-Galerien präsentierten Kunst aus dem Ausland in der DDR, aber auch jene aus der DDR andernorts. Das ZfK war dem Ministerium für Kultur der DDR unterstellt und sollte den Kulturaustausch weltweit befördern. Für die Entwicklung und Umsetzung seiner Ausstellungen, die nicht nur in sozialistischen „Bruderländern“, sondern auch im sogenannten „westlichen Ausland“ gezeigt wurden, arbeitete es eng mit dem Verband Bildender Künstler (VBK) der DDR zusammen.

Zum ZfK gehörte die Neue Berliner Galerie, die bis 1975 über großzügige Ausstellungsräume im Berliner Marstall verfügte. Von 1976 bis 1990 offerierte sie im Alten Museum auf der Museumsinsel ein internationales Programm. 1979 kam die Galerie am Weidendamm hinzu, ein Pavillonbau, der sich gegenüber des sogenannten "Tränenpalast", Ausreisehalle der Grenzübergangsstelle am Bahnhof Friedrichstraße, befand. 1984 nahm das ZfK in der Dresdner Galerie Rähnitzgasse seine Arbeit auf, und 1989/90 wurde das Investitionsvorhaben Kunsthalle Deutscher Dom am Gendarmenmarkt geplant. Zur Hauptaufgabe des ZfK entwickelte sich die Präsentation von Kunst im Ausland und damit auch die Organisation der DDR-Beteiligungen an den Biennalen in São Paulo und Venedig sowie an der documenta 6 und 7.

Die Zahlen sprechen für sich: Das ZfK hatte 1989 insgesamt 95 Planstellen, die mit 80 Mitarbeiter:innen in den Abteilungen für Bildende Kunst, Kunsthandwerk, Plakatkunst und Bühnenbildnerei besetzt waren. Es organisierte im Jahr um die 130 Ausstellungen, davon zwischen 50 und 80 Kunstausstellungen in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerinstitutionen. Ebenso publizierte das ZfK begleitende Ausstellungskataloge und von 1977 bis 1988 das hauseigene Informationsblatt Mitteilungen, von dem neun Ausgaben erschienen sind.

Die folgende Zusammenstellung gibt Einblicke in die Struktur und Arbeit des ZfK und markiert den Beginn einer weiterführenden Forschung, die durch das ifa initiiert wurde und durch ein Kooperationsprojekt mit der Wüstenrot Stiftung ermöglicht wird.

Internationale Sichtbarkeit

In der Ausgabe Mitteilungen 2 von 1978 ist zu lesen, dass in diesem Jahr mehr als 130 Ausstellungen vom Zentrum realisiert werden konnten. An mehr als 20 internationalen Grafik-Biennalen und -Triennalen waren Künstler:innen aus der DDR beteiligt:

„Eine repräsentative Exposition ,Realistische deutsche Kunst‘ war Anfang 1978 in Wien zu sehen. In dieser umfassenden Schau waren Werke von Max Beckmann, Hans Grundig, Käthe Kollwitz, Max Lingner, Otto Nagel, Curt Querner, Johannes Wüsten und vielen anderen Künstlern zu sehen. Künstler der Nordbezirke der DDR gaben in Finnland Auskunft über ihr gegenwärtiges Schaffen. In London wurden Bühnenbilder und eine Auswahl aus dem Spielzeugmuseum Sonneberg vorgestellt.
Wollte man die Reihe der Länder fortsetzen, in denen durch das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR im Jahr 1978 organisierte Ausstellungen gezeigt wurden, so lässt folgende Reihung nur ahnen, wie weit der Bogen gespannt ist: CSSR [Tschechoslowakische Republik], VR Polen, SR Rumänien, Ungarische Volksrepublik, Kuba, SFR Jugoslawien, Belgien, BRD, Dänemark, Frankreich, Island, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien; Ausstellungen in Westberlin kommen hinzu. Weiter folgen Australien, Japan, Kanada und die USA. Die Türkei, Irak, Iran, Zypern, Ägypten, Syrien, Bangladesch, Burma, Indien, Laos, Malaysia, Nepal, die Islamische Republik Pakistan ergänzen das Bild. Weiterhin Algerien, Tunesien, Angola, Benin, Ghana, Guinea-Bissau, VR Kongo, Mali und Tschad. Nicht zu vergessen: Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Peru und Venezuela.“

Quelle: „Aus der Arbeit des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR“, in: Mitteilungen 2 / Zentrum für Kunstausstellungen der DDR, herausgegeben vom Zentrum für Kunstausstellungen der DDR – Bereich Öffentlichkeitsarbeit, 1978, S. 2.

Mitteilungen 2

Mitteilungen 2 / Zentrum für Kunstausstellungen der DDR, herausgegeben vom Zentrum für Kunstausstellungen der DDR – Bereich Öffentlichkeitsarbeit, 1978.

 

Ab 1977 gab das ZfK das Zeitschriftenheft Mitteilungen heraus, in dem die Arbeit der Institution, einzelne Ausstellungen sowie die Werke ausgesuchter internationaler Künstler:innen vorgestellt wurden.

"Abends in der Möwe": Rolf Krickow im Gespräch mit Dr. Georg Schneider

Im Zentralen Club der Gewerkschaft Kunst Die Möwe sprach Rolf Krickow mit Georg Schneider, Direktor des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR, über seinen beruflichen Werdegang, die Aufgaben des ZfK sowie die kommenden Projekte. Das Gespräch war der 59. Teil der Reihe „Abends in der Möwe“ und wurde am 2. April 1980 ausgestrahlt.

Rundfunk der DDR 1980 © Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Babelsberg, Archivnummer 3M12981

Das Zentrum für Kunstausstellungen und die Kunstausstellungen der DDR

Dresden war Veranstaltungsort für die Kunstausstellungen der DDR, die zwischen 1946 und 1988 im Fünfjahresrhythmus stattfanden. Im Mittelpunkt der hier ausgewählten Fotografien stehen die Menschen und damit das Publikum in der neunten Ausgabe, die vom 2. Oktober 1982 bis 3. April 1983 von rund einer Million Bürger:innen gesehen wurde. Das ZfK hatte seit 1984 einen Sitz in der Galerie Rähnitzgasse und organisierte von dort aus die VIII.IX. und X. Kunstausstellung der DDR. Die IX. Edition präsentierte Werke von fast 1500 Künstler:innen im Albertinum, im Pretiosensaal des Dresdner Schlosses und in den Räumen im Ausstellungszentrum am Fučíkplatz.

Die Fotoserie Zeitreise von Christian Borchert erstreckt sich von 1954 bis 1995. Sie ist seiner Geburtsstadt Dresden gewidmet, in die der damals in Berlin-Pankow lebende Fotograf immer wieder zurückkehrte. Christian Borchert (1942–2000), der zu den zentralen Figuren der ostdeutschen Fotoszene zählte, war ein sensibler Beobachter der Gegenwart.

57 Originalabzüge von Aufnahmen aus Christian Borcherts einst im Bestand des ZfK befindlicher Serie Künstlerporträts werden heute im ifa bewahrt. Im Verlauf von knapp zwei Jahren fotografierte er über 200 Künstlerinnen und Künstler – Maler:innen, Bildhauer:innen, Filmschaffende, Komponist:innen und Schriftsteller:innen – in der DDR und vermittelte damit einzigartige Eindrücke von der ostdeutschen Kulturszene in den 1970er-Jahren.

Kulturspiegel: „15 Jahre Zentrum für Kunstausstellungen“ – Ein Radiobeitrag

Aus Anlass des 15-Jahr-Jubiläums sprach die Journalistin Inge-Lore Bellin im Funkhaus in der Nalepastraße in Berlin-Köpenick mit Dr. Wolfgang Polak, Direktor des ZfK, über die Geschichte und die Arbeit des Zentrums.

Rundfunk der DDR 1988 © Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Babelsberg, Archivnummer 2009565

Ebenfalls zum Jubiläum des ZfK erschienen die Mitteilungen 9. Das Heft enthielt unter anderem einen Beitrag von Dr. Wolfgang Polak, in dem dieser die vergangenen 15 Jahre des Wirkens des ZfK resümierte und einen Ausblick auf die zukünftigen Pläne des Zentrums gab. Es sollte jedoch die letzte Ausgabe bleiben.

Mitteilungen 9

Mitteilungen 9 / Zentrum für Kunstausstellungen der DDR, herausgegeben vom Zentrum für Kunstausstellungen der DDR – Bereich Öffentlichkeitsarbeit, 1988.

Dem 15-jährigen Bestehen des ZfK war die neunte Ausgabe der Mitteilungen gewidmet, die auch die letzte sein sollte. In dieser gewährte das ZfK einen umfangreichen Einblick in die eigene Geschichte und Struktur.

Das Jahr 1990

Mit dem Mauerfall öffneten sich 1990 einerseits weitere Türen für die Arbeit des ZfK – so war es nun zum Beispiel möglich, das Rauschenberg Overseas Culture Interchange-Projekt (ROCI) von Robert Rauschenberg in der Neuen Galerie zu realisieren. Doch gingen mit dem Wandel auch tiefgreifende gesellschaftliche und politische Umstrukturierungen einher, die von den Mitarbeiter:innen vorhergesehen wurden. Hans-Jörg Schirmbeck weiß von der Arbeit des ZfK aus dem letzten Jahr Folgendes zu berichten:

"Und last, but not least, fanden 1990 Ausstellungen statt, die 1989 noch unmöglich gewesen wären"

  • Schirmbeck, Hans-Jörg. Das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR, hrsg. vom ifa, Stuttgart 2024, S. 24.

Laut Schirmbeck wurden verschiedene bedeutende Kunstausstellungen mit staatlicher Beteiligung und unter mühsamer Genehmigung durch das Ministerium für Kultur der DDR veranstaltet: Robert Rauschenberg stellte in der Neuen Berliner Galerie aus, und Wolf Vostell brachte sein riesiges Triptychon 9. November 1989 aus Spanien in die Galerie am Weidendamm. Vostells Ausstellung wäre ohne die Vorarbeit des international vernetzten Pankower Mail-Art-Künstlers Robert Rehfeldt nicht möglich gewesen. Gleichzeitig gab der US-amerikanische Pianist und Komponist John Cage, eine herausragende Gestalt in der Musikwelt des 20. Jahrhunderts, ein Konzert in der Ost-Berliner Akademie der Künste. Beide Künstler trafen sich bei einem Kunstfest auf dem Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg.

Wolf Vostell (links) und John Cage beim Kollwitzplatzfest, 1990. Foto: Archiv Schirmbeck

Mit dem Ende der DDR wurde trotz öffentlicher Kritik und kontroverser Diskussionen beschlossen, das Zentrum für Kunstausstellungen aufzulösen. Es stellte seine Tätigkeit zum 31. Dezember 1990 ein. Das ifa mit Sitz in Stuttgart, das bis dahin das westdeutsche Pendant zum ZfK gewesen war, führte diesen Teil der auswärtigen Kulturpolitik der wiedervereinten Bundesrepublik Deutschland weiter. Aus dem Zentrum ging 1990 die Gesellschaft für Kunstausstellungen mbH (GFK) hervor, die bis 1992 bestand und die geplanten Ausstellungen des ZfK fortführte. Der Wunsch, mit der GFK als Ausstellungsinstitut die Arbeit des ZfK fortsetzen zu können, scheiterte am kulturpolitischen Willen und an der Finanzierung.

 

Die Aufgaben des ZfK waren denen seines Pendants im Westen, des ifa, vergleichbar. Beide Institutionen unterstützten die Kunstszene im eigenen Land, organisierten Ausstellungen im Ausland und luden Künstler:innen aus der ganzen Welt ein. Das ifa fördert nach wie vor als Mittlerorganisation der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik den internationalen Kunst- und Kulturaustausch mittels Tourneeausstellungen, eines Galerieprogramms in Berlin und Stuttgart, Künstler:innen- und Ausstellungsförderung sowie als Kommissar des Deutschen Pavillons in Venedig.

Keine Berührungsängste

„Man kann demnächst den Namen ,der DDR‘ streichen, so wie der allgemeine Trend aussieht …“

  • Wolfgang Polak in: Wulffen, Thomas. „Keine Berührungsängste“, in: Kunstforum International, Bd. 109: Bilder aus der DDR, 1990, S. 158.

Thomas Wulffen im Gespräch mit Dr. Wolfgang Polak

T.W.: Könnten Sie Funktion und Funktionsweise des Zentrums für Kunstausstellungen vor und nach dem 9. November darstellen?

W. P.: Eingangs möchte ich erst mal sagen, was sich nicht ändern muß. Wir sind eine Ausstellungs-Austausch-Institution gewesen. Wir haben Ausstellungen aus der DDR ins Ausland gesandt und haben aus dem Ausland Ausstellungen in der DDR gezeigt. Was das letztere betrifft, also den Empfang von Ausstellungen, da gibt es formal nach dem 9. November keinen Grund zur Änderung. Absolut berechtigt ist die Frage nach der Entsendung von Kunst der DDR, denn die Programmatik steckt schon in dem Namen unserer Einrichtung.
Man kann demnächst den Namen ”der DDR” streichen, so wie der allgemeine Trend auch aussieht, …

Keine Berührungsängste

Thomas Wulffen im Gespräch mit Wolfgang Polak, Zentrum für Kunstausstellungen der DDR, am 10.5.1990

Das abrupte Ende des Zentrums für Kunstausstellungen

„Als Vertreter der DDR-Kulturpolitik bemühten sie [=die Mitarbeitenden des Zentrums] sich vor allem im westlichen Ausland um eine Darstellung der Kunst der DDR, die teilweise auch Positionen von Künstlern, die von der Kulturbürokratie angegriffen wurden und die deshalb im Inland nicht mehr zu sehen waren, in ihr repräsentatives Programm aufnahm.“

  • Müller, Katrin Bettina. „Kunstentzug“, in: Berliner Kunstblatt, Nr. 69, 1990, S. 14–16, hier S. 14.

Kunstentzug

Müller, Katrin Bettina. „Kunstentzug“, in: Berliner Kunstblatt, Nr. 69, 1990, S. 14–16.

Im Vorfeld zu ihrem Artikel „Kunstentzug“ veröffentlichte Katrin Bettina Müller in der taz zwei Beiträge über das vom ZfK mitinitiierte Projekt Kunstforum Deutscher Dom.

Müller, Katrin Bettina. „Die Geheimnisse des Deutschen Doms", in: taz.am Wochenende, 10.03.1990, S. 36, https://taz.de/!1777106/.

Müller, Katrin Bettina. „Dem Deutschen Dom droht Baustopp", in: taz. die tageszeitung, 2.11.1990, S. 21, https://taz.de/!1745730/.

Das ZfK, die deutsche Wiedervereinigung und das ifa
Nora Kaschuba und Jule Lagoda

 

Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 bedeutete nicht zuletzt eine grundlegende Transformation der ostdeutschen Kulturlandschaft. Das ZfK hatte über 17 Jahre lang den Ausstellungsbetrieb der DDR geprägt und konnte auf eine eindrucksvolle Bilanz von jährlich bis zu 130 Ausstellungen im In- und Ausland sowie vielfältigen kulturellen Events zurückblicken.[1] Organisatorisch und finanziell war das ZfK dem Ministerium für Kultur unterstellt – doch das Kulturministerium wurde wie andere zentrale politische Organe der DDR im Zuge der deutschen Wiedervereinigung aufgelöst.[2] Wie sollte es also mit dem ZfK weitergehen?

Es war klar, dass auch das wiedervereinigte Deutschland durch Kunstausstellungen im Ausland repräsentiert sein und einen weltweiten Kulturaustausch gestalten wollte. Mit dem ifa in Stuttgart gab es eine Art westdeutsches Pendant zum ZfK, das, angegliedert ans Auswärtige Amt, internationale kulturpolitische Beziehungen pflegte.[3] Nun stellte sich die Frage, wie die Arbeit der beiden Organisationen zusammengelegt werden konnte.

Die grundlegenden Richtlinien für die Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurden durch den Einigungsvertrag vom 31. August 1990 bestimmt. Dieser legte unter anderem fest, dass zentral geleitete ostdeutsche Kultureinrichtungen in die Trägerschaft der neuen Bundesländer übernommen oder aber liquidiert werden sollten.[4] Eine Weiterfinanzierung durch die Bundesregierung wurde in den meisten Fällen ausgeschlossen. Dies betraf auch das ZfK: Im September 1990 erteilte der letzte Minister für Kultur der DDR, Herbert Schirmer, die Anweisung, das Zentrum zum Jahresende aufzulösen und allen Mitarbeitenden die Kündigung auszusprechen.[5] Die Abwicklung der Organisation wurde in einem rechtlich komplizierten Prozess durch das Bundesinnenministerium, den Berliner Senat und die Gemeinsame Einrichtung der Länder – Kultur (GELK) vollzogen.[6]

Dieser Vorgang war von kontroversen Diskussionen begleitet. Viele Mitarbeiter:innen des ZfK wollten ihre kulturpolitischen Ideen und Ausstellungsvorhaben weiterführen....

„Ruhe sanft!“-Aufkleber, entworfen von Mitarbeiter:innen des ZfK. Foto: Archiv Polak

Die Arbeit des Zentrums für Kunstausstellungen in der Retrospektive:
Hans-Jörg Schirmbeck und Peter Hartmann

Das Wirken des Zentrums für Kunstausstellungen

Hans-Jörg Schirmbeck, ehemaliger Leiter des Bereichs Ausstellungen, berichtet in seinem Vortrag an der Max Lingner Stiftung am 10. Mai 2023 über die Arbeit des ZfK. Er hebt hervor, dass das Institut in der Zeit seines Bestehens von 1973 bis 1990 mehrere Hundert Ausstellungen organisiert habe. Allein im Jahr 1978 seien es mehr als 130 Ausstellungen gewesen. Insgesamt sollen über 130.000 Besucher die Ausstellungen des ZfK nicht nur in Berlin, sondern auch in Rostock, Dresden, Erfurt, Leipzig und anderen Städten gesehen haben.

„Das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR. Internationale Kunstausstellungen im Staatsauftrag und gegen das provinzielle Denken der offiziellen DDR-Kunstpolitik“ – Vortrag von Hans-Jörg Schirmbeck, gefolgt von einem Gespräch mit Christian Saehrendt.

Auszug aus:
Das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR
Hans-Jörg Schirmbeck

Die Aufgabe des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR (ZfK) bestand seit 1973 im internationalen Kulturaustausch, insbesondere in der Vermittlung von DDR-Kunst im Ausland, und der internationalen Kunst im Inland. Durch Kunstausstellungen, Konzerte oder Theateraufführungen wurde sich um eine internationale kulturpolitische Anerkennung der DDR bemüht. Die Arbeit des ZfK wurde am 31. Dezember 1990 laut Beschluss des letzten Ministeriums für Kultur der DDR eingestellt. Vergleichbar der Arbeit des ZfK, arbeitete und arbeitet noch heute das Institut für Auslandsbeziehungen der Bundesrepublik Deutschland, das 1991 die Aufgaben sowie Teile der Kunstsammlung der DDR-Institution übernahm.

Institutionsgeschichte des ZfK, seine Arbeitsweise und die Auswirkungen im In- und Ausland in den 1970er- und 1980er-Jahren
Das ZfK hat in der Zeit seines Bestehens von 1973 bis 1990 in großem Umfang Ausstellungen organisiert. Zwischen 1973 und 1983 wurden allein über 1000 Ausstellungen …

Das Zentrum für Kunstausstellungen der DDR

Die komplette Publikation von Hans-Jörg Schirmbeck

Internationale Ausstellungen in der DDR

Das Projekt Art in Networks – The GDR and Its Global Relations der TU Dresden unter der Leitung von Prof. Kerstin Schankweiler geht den internationalen Verbindungen zwischen der DDR und Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika nach. Die Online-Plattform macht die dabei entstandenen internationalen Netzwerke sichtbar und rückt anhand einer Timeline und zahlreicher Interviews die kulturpolitischen Ereignisse und persönlichen Kontakte ins Blickfeld.

Peter Hartmann berichtet in einem Videointerview unter dem Titel „Internationale Ausstellungen in der DDR – Arbeit am ZfK“ von seiner Zeit als Chef der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und als Leiter der Neuen Berliner Galerie in den Jahren 1975 bis 1990.

„Das ZfK zeigte Kunst, die eigentlich nicht in den offiziellen Kanon der DDR-Kunst oder das Kunstverständnis passte. Es wurde aber gemacht, weil die DDR dann auch in dem Moment zeigen wollte: Schaut man alle her, wie weltoffen wir sind!“

  • Hartmann, Peter. „Internationale Ausstellungen in der DDR – Arbeit am ZfK“, in: Art in Networks – The GDR and its Global Relations, Technische Universität Dresden, 2022; artinnetworks.webspace.tu-dresden.de/de/beitraege/internationale-ausstellungen-in-der-ddr-arbeit-am-zfk

Internationale Ausstellungen in der DDR – Arbeit am Zentrum für Kunstausstellungen

Das ganze Videointerview mit Peter Hartmann findet sich auf der Webseite von Art in Networks.

Weiterführende Quellen zum Zentrum für Kunstausstellungen der DDR

Akademie der Künste Berlin
In den vom Kunstwissenschaftler- und Kunstkritikerverband bewahrten Akten des Verbands Bildender Künstler (VBK), die in der Datenbank der Akademie der Künste überblickt werden können, finden sich 20 für die ZfK-Geschichte relevante Akten, etwa zu den Vorbereitungen der X. Kunstausstellung der DDR sowie zu den Vereinbarungen zur Zusammenarbeit zwischen ZfK und VBK. In der Akademie der Künste wird zudem die Fotosammlung des ZfK bewahrt, deren über 10.000 Aufnahmen von Kunstwerken den Zeitraum von 1954 bis 1990 umfassen.

Bundesarchiv Berlin
Aufgrund der Zugehörigkeit des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR zum Ministerium für Kultur der DDR liegen hier zahlreiche relevante Akten. So der Bestand „DR 123 – Zentrum für Kunstausstellungen der DDR“ mit einer Laufzeit von 1959 bis 1990. Dass die Überlieferung nicht rund um das Gründungsjahr des ZfK 1973 beginnt, ist der Mitüberlieferung der Ausstellungsgruppe beim Ministerium für Kultur der DDR geschuldet. Die stichprobenhafte Sichtung des Bestands macht deutlich, dass es sich bei den insgesamt 613 Akten vornehmlich um Dokumentationsmaterialien (Presseberichte, Pressemitteilungen, Drucksachen) handelt. Darüber hinaus gibt der in den Dienstakten des Bundesarchivs überlieferte „Abschlussbericht über die Beendigung der Tätigkeit des Zentrums für Kunstausstellungen zum 31.12.1990“ Aufschluss über die Abwicklung.

Kunstarchiv Beeskow/Museum Utopie und Alltag
In Beeskow befindet sich die sogenannte Sammlung Leber, die auf den ZfK-Mitarbeiter Dieter Leber zurückgeht, der ein im Bode Museum untergebrachtes Plakatlager vor der Entsorgung bewahrte. Die Sammlung umfasst neben ZfK-Plakaten auch Plakate weiterer Kunstausstellungen der DDR. Überblickt werden kann die Sammlung anhand einer vom Kunstarchiv Oder-Spree zur Verfügung gestellten Liste, die insgesamt 7.148 Objekte verzeichnet. 

Stadtarchiv Dresden
In der Dresdner Neustadt betrieb das ZfK ab 1984 die Galerie Rähnitzgasse, die heute als Kunsthaus Dresden geführt wird. Im Stadtarchiv Dresden sind die Akten des Kunsthaus Dresden ebenso wie diejenigen aus der DDR-Zeit subsumiert. Anhand der Laufzeitangaben lassen sich daraus 176 Akten als potenziell relevant für die Geschichte des ZfK bestimmen.

Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin
Im Alten Museum unterhielt das ZfK die Neue Berliner Galerie. In den Beständen des Zentralarchivs der Staatlichen Museen (u. a. in jenen der Nationalgalerie [Ost] und der Generaldirektion) existieren knapp 70 Akten zur Arbeit des ZfK. Die Laufzeit der Akten reicht dabei von der Zeit der Ausstellungsgruppe um 1960 bis zur Abwicklung des ZfK 1990. 

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK)
1998 bot die ifa-Galerie Berlin dem BLMK einen Teil der ZfK-Plakatsammlung als Schenkung an. Der Bestand umfasst knapp 3.000 Plakate und ist zu weiten Teilen noch nicht katalogisiert worden. Unter den bereits katalogisierten 439 Plakaten finden sich neben Ausstellungsplakaten auch Theater- und politische Plakate, zudem Plakate aus Japan.

Zusammenstellung: Schumm, Richard. Vorstudie zu den Archivquellen des ifa und ZfK, Stuttgart 2022.

Die Untersuchung der Geschichte und Arbeit des ZfK und des ZfK-Kunstbestands am ifa wurde durch ein Kooperationsprojekt mit der Wüstenrot Stiftung ermöglicht. Sie findet unter der Leitung von Susanne Weiß (Kuratorin Kunstbestand, ifa) in Zusammenarbeit mit Hans-Jörg Schirmbeck, ehemaliger Leiter des Bereichs Ausstellungen des ZfK, den Kunsthistorikerinnen Nora Kaschuba und Jule Lagoda sowie Tina Weingardt (Sammlungsmanagerin, ifa) und Paulinus Burger (wissenschaftliche Hilfskraft, ifa) statt. Die Kuratorin und Kunsthistorikerin Elke Neumann begleitete das Projekt beratend. Lektorat: Holger Steinemann, Übersetzung: Darrell Wilkins.

Mehr zum Zentrum für Kunstausstellungen:

Künstlerisch-Kuratorische Forschung zum ifa-Kunstbestand

Was ist aus dem Kunstbestand des ZfK heute geworden?

Die Künstler:innen des ZfK

Die Werke welcher Künstler:innen wurden im Auftrag der DDR gesammelt und ausgestellt?