Dieter Goltzsche

  • * 1934

Lebensdaten

  • Künstler:in

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Zeichnen ist nichts für Zögerliche: je nach Laune, nie nach Plan

Der 1934 in Dresden geborene Dieter Goltzsche hatte an der dortigen berühmten Kunsthochschule einen idealen Lehrmeister im sinnlichen Fabulierer Max Schwimmer. Und das sagt schon fast alles über diesen zeichnenden Freigeist, einem heiteren, aberwitzigen, auch Absurdes, Vertracktes und Groteskes liebenden Kritzler und Maler. Linie, Kringel, Punkt und Fleck – alles ist pointiert und fast französisch espritgeladen. Dabei wirken seine Motive – Frauen, Landschaften, Häuser, Blumen, Tiere – lakonisch. Punkte und Lineaturen verbinden sich zu verschlungenen Lebenswegen, vage Farbfigurationen reizen in ihrer Lust auf Abstraktion die Fantasie. Tausende Zeichnungen und Grafiken hat der langjährige Professor an der Kunsthochschule Weißensee geschaffen: Gebilde zwischen Spontanem und Konstruiertem, Expressivem, Lyrischem, Satirischem, je nach Laune, nie nach Plan. Alterslos sind seine obsessiven Zeichnungen, Grafiken, Malereien auf Papier – allesamt ein feiner Beitrag zur Gattung grafischer Kunst im Lande. Radiernadel, Lithokreide, Holzschneidemesser, Aquarellfarben sind Goltzsches Mittel und Natur und Stadt, Figur, Interieur- und Illustrationen zur Weltliteratur seine Themen. Auf dem Papier verweben sich scharfe Beobachtung und sinnlicher Hintersinn mit einer Neigung zum Kuriosen. Auf Goltzsches Blättern, Japanpapier, Büttenbögen, Zeichenblockseiten oder Packpapier gibt es nichts Steifes, Festes in der Form, kein kopflastiges Bemühen um Inhalt. Zeichen, hatte der alte Meister des Metiers Paul Holtz, den Goltzsche verehrte, gesagt, sei nichts für Zögerliche. Der Zeichner könne nicht wie der Maler seine Ausdrucksmöglichkeiten durch Farbschichten verändern. Er sehe mit einem Auge die Dinge, mit dem anderen, was dahinter sei: Gleichnis, Fliehendes. Er arbeite wie ein Werfer; er müsse sich entscheiden, wohin er ziele. Dies nun meint eine bestimmte Art des Zeichnens: die mit Stift und Feder. Fern hielt Goltzsche sich immer von allem Ideologischen, zu DDR-Zeit und danach in der Berliner Republik. Das habe in der Kunst nichts zu suchen, pflegt er mit lakonischem Unterton zu sagen. Goltzsches Kunst nimmt schon immer Wahrnehmungen unterschiedlicher kultureller und ästhetischer Herkunft auf und ist geprägt von den Spannungen der Spätmoderne: Poesie und Präzision, Mathematik und Musikalität, Realismus und Abstraktion, Spontaneität und Konstruktion, Aperçu und Prosa.

Text: Ingeborg Ruthe

Werke von Dieter Goltzsche

Tourneeausstellung

Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums fürs Kunstausstellungen der DDR

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