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Unfertige Figuration
Für über 50 Jahre malte Hans Vent figurativ, doch unterscheiden sich seine farbenfrohen, verformten und oft korpulenten Körper stark von denen seiner realistisch arbeitenden Zeitgenossen. Fasziniert von der Beziehung zwischen Mensch und Natur konzentrierte er sich auf wenige Motive: den Strand, den Akt und den Kopf. Vent lernte das Malen zunächst von seinem Vater, dem Landschaftsmaler Rudolf Vent. Von 1948 bis 1950 absolvierte er eine Lehre als Bau- und Ornamentmaler, bildete sich drei weitere Jahre in diesem Bereich fort, studierte dann an der Kunsthochschule Weißensee bei Toni Mau, Kurt Robbel, Bert Heller und Gabriele Mucchi (1953– 58). Er trat nach seinem Abschluss dem Verband Bildender Künstler der DDR bei.
In den 1960er Jahren erhielt Vent Aufträge für Wandmalereien und Kunst im öffentlichen Raum für neue Wohnblocks, einige Restaurants und eine Berliner Markthalle. Die Beteiligung an diesen Großbauprojekten sicherte ihm den Aufstieg in den höchsten Rang der DDR-Künstler:innen. Aufgrund seiner zahlreichen Verdienste, wie der Mitarbeit in der künstlerischen Planungskommission für den Palast der Republik (1973– 75) und der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises (1982), taucht sein Name in den 1970er und 1980er Jahren oft in staatlich kontrollierten Medien, wie Neues Deutschland, auf. Im letzten Jahrzehnt der DDR reiste Vent auch nach Westdeutschland, Frankreich, oder Italien – Länder, in denen er auch ausstellte, zum Beispiel auf der 43. Venedig Biennale (1988).
Vents Biografie ist von einem glücklichen Timing geprägt: Er umging die formalistischen Debatten der frühen 1960er Jahre, indem er sich den Bauprojekten widmete, konzentrierte sich dann in den 1970er Jahren auf Ölmalerei und die Verzerrung des Körpers, eine Zeit, in der solch ein Stil vom Regime gebilligt wurde, und machte sich schließlich kurz vor dem Untergang des Staates für das westliche Publikum sichtbar.
Text: Tobias Rosen, Übersetzung: Luise Mörke
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