Max Uhlig

  • * 1937

Lebensdaten

  • Künstler:in

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Expressiver Linienfetischist jenseits der Parteilinie

Als Sohn eines Forstmeisters in Dresden geboren, beginnt Max Uhlig 1943 während eines Fronturlaubs mit dem Zeichnen. Mangels Material verarbeitet er seine Kriegserlebnisse mit einem Rot- und Schwarzstift und setzt so schon früh die Grundlage für sein linienbasiertes, zwischen Abstraktion und Realismus changierendes Arbeiten, das in seiner rhythmischen Expressivität vielfach an Jackson Pollock erinnert.

Um nicht „zu den politisch angebundenen Malern gehen zu müssen, die in der neuen sozial nationaler Kunstmanier Hausfriedenskommittees malen“,[1] studiert Max Uhlig von 1955 bis 1960 freies Zeichnen an der HfBK Dresden und schließt 1961 bis 1963 an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin-Ost ein Meisterstudium bei Hans Theo Richter an, von dem er das Prinzip des geistigen Zeichnens übernimmt. Entgegen seiner Familie, die bereits 1960 in den Westen geht, bleibt Uhlig in der sozialistischen Republik und geht seitdem als freischaffender Künstler einen Weg, der eine Einzelposition im künstlerischen Erbe der DDR einnimmt. Aus direkter Anschauung generiert Uhlig an der Ostsee oder der Uckermark als einer der letzten Vertreter der Freilichtmalerei erste Zeichnungen mit modern-expressionistischen Zügen, die allerdings anecken. Zur Absicherung seines Unterhalts eröffnet Max Uhlig daraufhin in Dresden eine Grafikwerkstatt und wird zu einem der profiliertesten Kunstdrucker der DDR. Durch seine Lithografien und Radierungen für namhafte Ausnahmeerscheinungen wie Carlfriedrich Claus oder Gerhard Altenbourg wird Uhlig früh international bekannt. Grafikbiennalen in Krakau oder London erkennen die Qualität seiner an internationaler Gegenwartskunst orientierten Werke und kaufen sie an. Obwohl seine Porträts und Landschaften aus Liniennetze alles andere als der offiziellen, dem Realismus verpflichteten Kunstdoktrin der DDR entsprechen, wird Uhlig vom Staat und seinen Kunstinstitutionen geduldet und sein internationales Renommee als Devisenbringer mit Galerien in Stuttgart und Ravensburg genutzt.

Anders als in den Westen gegangene Kollegen wie Penck oder Baselitz hat sich Uhlig nie auf die Seite eines Künstler-Rebellentums geschlagen, sondern seine Eigenheit und Opposition in einer kontinuierlich-ruhigen Arbeit in der sächsischen Heimat gefunden. Im Gegensatz zu vielen Gleichgesinnten wird er dafür nach der Wende belohnt: Nicht nur Gerhard Schröder lässt sich von Uhlig porträtieren. 1989 wird der dreifache Vater Gastdozent in Nürnberg, zwei Jahre später in Hamburg, 1995 bis 2002 hat er eine längst überfällige, aber in der DDR undenkbare Professorenstelle für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden inne und prägt Generationen von Künstler:innen. Sein von Gemeinsinn und Engagement geprägtes Wirken wird 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Trotz körperlicher Gebrechen und trotz eines umfangreichen Vorlasses an die Sächsische Kulturstiftung arbeitet der leidenschaftliche Maler in seinem zur internationalen Künstlerresidenz umfunktionierten Dresdner Atelier unbeirrt weiter. Zuletzt als Glasmaler von 14 gotischen Fenstern für die Johanniskirche in Magdeburg.

Text: Sylvie Kürsten


[1] Max Uhlig im Interview an der SKD am 7.2.2019 https://www.youtube.com/watch?v=MF9JLaVLmGM&themeRefresh=1

Werke von Max Uhlig

Tourneeausstellung

Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums fürs Kunstausstellungen der DDR

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