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Die „alte Wilde“ aus dem Oderland
Erika Stürmer-Alex, 1938 geboren im ost-brandenburgischen Wriezen, ist seit Jahrzehnten eine der prägnantesten Künstlerpersönlichkeiten Brandenburgs, wo sie auch den Kunstpreis ihres Landes bekam. Sie studierte bis 1963 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, orientierte sich am deutschen Expressionismus und am Freigeist der expressiv und abstrakt malenden Kollegen im Westen. Sie schuf Arbeiten für Kunst am Bau, sorgte, etwa in der Stadt Eberswalde dafür, dass Bewohner der seelenlosen Neubaugebiete die monotonen Domizile durch freundliche Hauszeichen erkennen konnten. 1982 gründete sie mit Gleichgesinnten im Oderbruch bei Seelow den „Kunsthof Lietzen“ als Produzentengalerie. Sie gehörte zum unangepassten, die Reformbewegung der späten DDR unterstützenden Kreis. Schon zwei Jahre nach dem Fall der Mauer wurde sie Mitbegründerin von „Endmoräne – Künstlerinnen aus Brandenburg und Berlin e.V.“. Ihr Schaffen als Malerin und Bildhauerin kann man stilistisch vereinfacht als neo-expressionistisch bezeichnen. Es steht in seiner außerordentlichen, auf den ersten Blick kaum fassbaren Fülle und Vielschichtigkeit exemplarisch für eine ganze Epoche und den in seiner Bedeutung längst noch nicht hinreichend beschriebenen Kulturraum Ostdeutschlands. Wie kaum anderswo scheinen in ihrem Werk wesentliche Tendenzen einer existenziellen Kunst auf, die sich rückhaltlos vom Dogma der Hochkunst und deren klar definierten Kanon löste. Stürmer-Alex sprengte schon zu DDR-Zeiten, oft unverstanden und auch im Gegenwind der Kulturpolitik, Gattungshierarchien und Genres, ermutigte so als „alte Wilde“ ein ganze jüngere Generation zum expressiven, emotionalen Ausdruck jenseits aller sozialistisch-realistischen Dogmen. Sie setzte sich durch mit Farbfeldmalerei, mit gestischer Malerei und Abstrakt Painting, ebenso mit ihren skurril-witzigen Skulpturen, in denen eine sinnliche und zugleich lustige Seelenverwandtschaft mit den bunten, feministischen Nana-Plastiken der französisch-schweizerischen Bildhauerin Niki de Saint Phalle sichtbar wird.
Text: Ingeborg Ruthe
Hinter diesen Begriffen verbergen sich viele weitere Werke