Gerhard Eichhorn

  • * 1927
  • † 2015

Lebensdaten

  • Künstler:in

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Im Spannungsfeld des Jahrhunderts

Gerhard Eichhorn wurde am 3. Mai 1927 in Judenbach, einem kleinen Dorf im thüringischen Landkreis Sonneberg, geboren. Mitten in das Jahrhundert der kalten und heißen Kriege, der ideologischen Auseinandersetzungen zwischen Demokratie und nationalsozialistischer Diktatur, zwischen Kommunisten, Stalinisten, Sozialdemokraten, zwischen Ost und West – Spannungsfelder, die auch sein Werk prägten.

Es muss ein Wagnis gewesen sein, sich in dieser Zeit für eine künstlerische Laufbahn zu entscheiden. Gerhard Eichhorn besuchte 1942 bis 1943 und nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1947 die Fachschule für Angewandte Kunst in Sonneberg, schloss die Ausbildung als Keramikmodelleur ab. Von 1950 bis 1955 absolvierte er ein Studium für Grafik an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, der er Zeit seines Lebens verbunden bleiben sollte. Seine Lehrer:innen an der Hochschule waren unter anderem Elisabeth Voigt, Heinz Eberhard Strüning und Heinz Wagner. Eine Aspirantur bei Hans Mayer-Foreyt, einem der späteren „Gründer“ der ersten „Leipziger Schule“ (zusammen mit Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Kurt Müller und Bernhard Heisig) folgte bis 1958. Es war die Zeit der „Formalismusdebatte“, in der etwa Walter Ulbricht 1951 gefordert hatte: „Wir wollen in unseren Kunstschulen keine abstrakten Bilder mehr sehen. Wir brauchen weder die Bilder von Mondlandschaften noch von faulen Fischen. Die Grau-in-Grau-Malerei, die ein Ausdruck des kapitalistischen Niedergangs ist, steht im schroffsten Widerspruch zum heutigen Leben in der DDR.“ Die Lithografien Arbeitslos, Aufmarsch und Streik aus dem Jahr 1958 – dicht und kraftvoll, ganz in der Tradition sozial engagierter Grafik etwa von Käthe Kollwitz – zeigen, wie sehr sich Gerhard Eichhorn dem Land verpflichtet fühlte, das ein „anderes“, friedliches Deutschland ohne Ausbeutung, ein „Arbeiter- und Bauernstaat“ sein wollte. Gleichwohl gab es später auch um einige seiner Bilder Diskussionen.

Schon während seiner Aspirantur hatte er die Abendklasse im Aktzeichnen an der Leipziger Hochschule geleitet. Unmittelbar nach seinem Studium begann die Lehrtätigkeit Eichhorns zunächst von 1959 bis 1964 an der Fachschule für angewandte Kunst Leipzig. Von 1966 bis 1992 war er Dozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und leitet die Werkstatt für Radierung und Kupferstich. 1968 übernahm er auch die Leitung der Abteilung Malerei und Grafik, ab 1976 wurde er Prorektor, 1978 außerordentlicher Professor der Hochschule. Zudem war Gerhard Eichhorn von 1964 bis 1970 Vorsitzender der Bezirksorganisation Leipzig des Verbandes Bildender Künstler.

Eichhorn hatte zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, wurde auch zu lukrativen Wettbewerben für die Kunst am Bau eingeladen. Von 1958 bis 1978 war Gerhard Eichhorn in den Kunstausstellungen der DDR vertreten, unter anderem 1978 mit dem sensiblen „Bildnis“ aus dem Jahr 1976 und einem Stillleben aus dem Jahr 1977, die offener und experimentierfreudiger sind als frühere Arbeiten.

Das Vermächtnis der Lehrenden lebt auch in ihren Schüler:innen weiter – insofern konnte Gerhard Eichhorn auf die künstlerische Entwicklung seiner Studenten wie etwa Arno Rink, Peter Sylvester und Wolfgang Böttcher stolz sein.

Gerhard Eichhorn starb am 15. Dezember 2015 und wurde in Leipzig-Gohlis beigesetzt.

Text: Matthias Zwarg 

Werke von Gerhard Eichhorn

Tourneeausstellung

Publik machen: 40 Künstler:innen aus dem Bestand des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR

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