Hermann Glöckner. Werke 1909-1985

Die ifa-Ausstellung "Hermann Glöckner. Werke 1909-1985" umfasste Arbeiten aus nahezu allen Schaffensphasen Glöckners und vermittelte Einblicke in das umfangreiche Œvre sowie in die thematische und technische Vielfalt seiner Kunst. Sie tournierte von 1993 bis 2006. Neben expressiven Zeichnungen, Bildnissen und Landschaften aus der frühen realistischen Phase der 20er Jahre finden sich Wirklichkeitsbeobachtungen in ihrer konstruktivistischen Verwandlung, Versuche mit gegenstandslosen und geometrischen Konstruktionen. Die Ausstellung zeigt Glöckners Farbfeldmalereien, spontane und intuitive informelle Arbeiten, Collagen sowie dreidimensionale Objekte aus dem Spätwerk. Mit der Ausstellung wendete sich das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen der Aufgabe zu, bedeutende künstlerische Leistungen, die auf dem Gebiet der DDR geschaffen worden waren, in sein Ausstellungsprogramm einzubeziehen.

28 Stationen

1 ⁄ 10
  • Auckland, Neuseeland

    Gus Fisher Gallery

    2006

    20.02.–31.03.

  • Masterton, Neuseeland

    Aratoi Wairarapa Museum of Art and History

    2005/06

    16.10.–22.01.

  • Invercargill , Neuseeland

    Southland Museum and Art Gallery

    2005

    21.07.–25.09.

Künstler:innen

5 Beteiligte

  • Rudolf Mayer,

    Werner Schmidt,

    Christian Dittrich,

    Konzeption

  • Bernd Burock,

    Nina Frohm,

    Projektleitung ifa

Über die Ausstellung

Die Ausstellung “Werke 1909-1985” zeugt von Glöckners stiller Standhaftigkeit und inneren Freiheit, von der Integrität seiner Persönlichkeit und der Überzeugungskraft seiner Kunst. Sie zeigt die Arbeiten eines Künstlers, der Scheu vor dem lauten Kunstbetrieb empfand und Zeit seines Lebens sehr zurückgezogen arbeitete. Mit Sgraffito-Aufträgen und Kunst am Bau sicherte er seinen Lebensunterhalt. Seine eigenen Arbeiten kamen mit dem Markt kaum in Berührung. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – konnte er sein Werk konsistent weiterentwickeln. Durch die Erfahrung als Autodidakt kam er so zur Erkenntnis seiner eigenen Bildwelt und Formsprache.
Glöckners Werke zeichnen sich durch zwei Charakteristika aus: materiell bewahren sie von Anfang bis Ende handwerkliche Eigenschaften (es gibt weder Perfektion noch merkantile Produktion). Konzeptuell beruhen sie auf der Symbiose von durchdringender Naturbeobachtung und gesetzmäßiger Formgebung. Für Glöckner entsteht das eine aus dem anderen. Frühzeitig bekundet sich Glöckners spezifische Gabe, die künstlerische Form aus der Natur, das heißt aus allen natürlichen Gegebenheiten unserer Welt, herauszuholen. Seine Formfindung vollzog sich über die Zeichnung, den Zufall und das Experiment. Als Musterzeichner hatte er angefangen, was sein ganzes Werk prägte.
Anspruchslosigkeit der Erscheinung ist exemplarisch für Glöckners Naturerfassung. Details sind in Formkomplexe zusammengefasst und klar in der Bildebene vertikal und horizontal geordnet. Beispielsweise sah er in der Landschaft die Flächen der Felder, die Flächen der Dächer und Giebel. Sie wurden zu Formen, die später ganz ausgeprägt zu seinen Bildinhalten werden sollten.
Die ifa-Ausstellung lässt sich in sieben Werkgruppen unterteilen.

  1. Schwünge: Konzentrationsübungen, lustvolles Spielen, unendliche Bewegung, Fluss des Lebens.
  2. Profile: figürliche Ausnahme in Glöckners geometrisch bestimmter Welt, Grenzgebiet zwischen Personifikation und Figuration, Anonymisierung durch radikale Seitenansicht eines Kopfes bzw. Gesichtes.
  3. Temperablätter: Glöckner als Maler, geometrisierte Farbfelder und Kalligraphie
  4. Linoldrucke: Lust am Experiment mit Druckgrafik, Arbeit mit Farben, keine merkantile Verwertung der Werke
  5. Bindfaden- und Glasdrucke: Monotypien, aus Wegwerfmaterialien, zeigen Glöckners Spieltrieb, Oberflächenreiz und Formkraft.
  6. Faltungen: letzte Entwicklung des Formprinzips der frühen Dächerbilder, einem einfachen Grundgedanken folgend, Ausdruck einer sich erschließende Formgestalt und Grundprinzip: Halbierung von Flächen, Viertelung usw. vertikale Teilung, Diagonalen von einer Ecke zur anderen, Gegenecke usw.
  7. Plastische Arbeiten: der Faltung folgend, Grafik entfaltet sich im Raum und wird zum Objekt, in Papier, Holz, Metall oder Kunststoff

Die Ausformung dieser Werkgruppen erfolgte in immer neuen Anläufen und Rückgriffen. Seine „Leitmotive“ wurden weniger kontinuierlich, sondern vielmehr zyklisch immer wieder aufgenommen. In all seinen Werken verbindet sich der scheinbare Gegensatz von Geometrie und Poesie. Glöckner war ein Künstler, der grenzüberschreitend dachte und gestaltete. Sein Werk ist sparsam in den Mitteln und reich in der Wirkung.

Hermann Glöckner. Werke 1909–1985

Hg: Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa)
1993
deutsch
144 Seiten
23 x 30 cm
Softcover

Texte: Werner Schmidt, Gunther Thiem
Katalogdesign: Hans Peter Hoch, Andreas Hoch

88 Werke

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