"Zeitsprung" zeigt die Bilder von Erich Salomon und Barbara Klemm als herausragende Beispiele der deutschen Pressefotografie. Beide haben als Journalisten unwiederbringliche Zeitdokumente und als Künstler Bilder von außergewöhnlicher Intensität geschaffen. Barbara Klemm und Erich Salomon sind ihrem Selbstverständnis nach Journalisten, nicht Künstler – dass sie heute als Künstler verstanden werden, folgt der Logik ihrer Bilder. Bedeutsam an diesen Bildern ist denn auch nicht nur ihr Nachrichtenwert, sondern ihre komplexe Gestaltung, die uns die politischen, sozialen und psychologischen Hintergründe der jeweiligen Ereignisse erhellt. Dabei bleibt die persönliche Sichtweise der Autoren immer deutlich.
Almaty, Kasachstan
A. Kasteyev State Museum of Arts / Staatliches Kastejew-Museum der Künste (A. Kasteev Art Museum)
25.11.–25.12.
Podgorica, Montenegro
Centar savremene umjetnosti Crnegore/Zentrum für moderne Kunst
19.04.–15.05.
Klaipėda, Litauen
Klaipėdos dailės parodų rūmai/Klaipėdos Kultūrų Komunikacijų Centras (KKKC)
26.01.–28.02.
Konzeption
Projektleitung ifa
Erich Salomon – seinerzeit ein Starfotograf, als den er sich auch inszenierte – arbeitete mit List und versteckten Kameras, um “Berühmte Zeitgenossen in unbewachte Augenblicken” (so der Titel seines Buches) zu fotografieren. Seine Methoden nehmen die der heutigen Paparazzi vorweg, seine Bilder jedoch sprechen nicht die sensationslüsterne Sprache der Enthüllung. Sie zeigen den Habitus der damaligen politischen und gesellschaftlichen Elite – einer Elite, die noch keine Medienberater kannte – und das Alltagsgeschäft der Politik, nicht ihre Inszenierung. Erich Salomon selbst war ein Gentleman, der Gentlemen fotografierte. Als Reporter erkundete er für das Zeitungspublikum die bis dahin unbekannte Welt der Parlamentsarbeit. Dabei verschaffte ihm seine Prominenz Zutritt zu den höchsten Zirkeln der Macht – und in die Wohnzimmer von Stars in Film, Musik, Literatur und Kunst. Das Ende dieser Kultur, das mit der herausfordernden Präsenz der Faschisten seit dem 30. Oktober 1930 im Berliner Reichstag offensichtlich wurde, beeinflusste auch Erich Salomons Bildwelt. 1932 fotografierte er die einzige sozialpolitische Reportage seines Werkes: “Die Gefangenen der Weltkrise”. Sie ist so etwas wie eine düstere Ahnung der Zukunft.
Viele Fotografien von Barbara Klemm sind mittlerweile ein fester Bestandteil des kollektiven Bildgedächtnisses der Deutschen, und nicht immer ist uns bewusst, dass es sich ursprünglich um Reportagefotografien handelt. Auch Barbara Klemm arbeitet hauptsächlich mit der Methode des ungestellten Bildes, jedoch benutzt sie keine versteckte Kamera. Die Bilder der Fotografin beruhen auf genauer Kenntnis ihres Themas und verdichten es zu einer allgemein gültigen Aussage. Die stille Präsenz von Barbara Klemm ermöglicht es, dass die fotografierten Personen unbeirrt von der Anwesenheit der Reporterin weiterhin ihren Tätigkeiten nachgehen. Eine kleine und leichte Fotoausrüstung, die keinerlei professionelle Interessen vermuten lässt, erleichterte ihr den Zugang zu bedeutenden Ereignissen und ungewöhnlichen Situationen. Oft steht sie am Rande einer Veranstaltung, sie fotografiert kurz vor oder nach dem Höhepunkt. Barbara Klemm gelingt es auf diese Weise immer wieder, die Inszenierungen von Politik zu unterlaufen und hintergründige Bilder der Ereignisse zu liefern. Ihre Fotografien sind alles andere als das, was man sich unter einem Schnappschuss vorstellt. Barbara Klemm meidet jeden Effekt. Die Perfektion ihrer Kompositionen wird erst mit dem zweiten Blick sichtbar.
Hg: Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa)
2007
deutsch/englisch
144 Seiten
26,9 x 23 cm
Softcover
Texte: Andreas Rost, Jürgen Leinemann
Redaktion: Karin Lisewski
Design: Uta Grundmann
Stills Gallery
Edinburgh, Großbritannien
06.02.–05.04. 2015
Copyright: Stills Gallery; ifa